Wandern zwischen den Welten....

25.01.08

Miguel

Miguel Garcia schaut mit sorgenvollem Blick in die Ferne. Gegenüber von seinem Grundstück liegt die größte Goldmine Lateinamerikas, Yanacocha, ein Unternehmen, das in US-amerikanischer Hand ist und seit 1993 große Wunden in die Landschaften der Region Cajamarca im Norden Perus frisst.

Miguel sieht sich immer mehr umzingelt von diesem gierigen Monstrum, das ihn nach und nach einkreist, die Schlinge immer enger um seinen Hals zieht. Schon seit Jahren will die Mine Miguel’s Land kaufen, seit Jahren weigert er sich, seinen Grund und Boden zu verlassen.

Mit dem Rekordpreis von fast 1000 USD für eine Unze Gold wird die Gier des Unternehmens größer, der Druck auf Miguel wächst ebenfalls. Viele andere vor ihm haben verkauft, leben jetzt in der Stadt, hausen in einem Loch, betteln auf der Straße um ein Almosen. Auch Miguel’s Schwester hat schon vor Jahren ihr Land an die Mine verkauft. Das Geld, das sie für ihre Grundstücke bekommen hat, ist inzwischen längst ausgegeben, eine neue Lebensgrundlage jedoch hat ihr die Mine nicht geboten. „Was soll ich in der Stadt?“ – fragt Miguel. „Ich bin Bauer, ich bin auf diesem Land aufgewachsen, habe nichts anderes gelernt. Wenn ich verkaufe, dann entziehe ich nicht nur mir selbst die Lebensgrundlage, sondern auch meiner Frau, meinen acht Kindern, meinen fünf Enkelkindern. Ich kann doch nicht nur an mich denken. Was soll aus meinen Kindern werden, wenn ich alles verkaufe, was ich besitze?“

Das Unternehmen sieht Leute wie Miguel nicht gerne. Er schimpft über die zunehmende Umweltverschmutzung, die der zyanidbasierte Goldbergbau verursacht, über die versiegenden Wasserquellen, die Angst vor Vergiftungen. Sein Vieh muss er heutzutage viel häufiger mit Medikamenten behandeln lassen als früher. Alles Auswirkungen der Mine, die in nächster Nähe operiert.

Miguel gerät aufgrund seines offenen Widerstands immer wieder in’s Visier der mächtigen Mine, die in Cajamarca von der Polizei über die Regionalregierung bis hin zu Krankenhäusern, Ärzten, Sicherheitspersonal und amtlichen Behörden alle korrumpiert und alles kontrolliert. Drei Gerichtsverfahren laufen derzeit gegen ihn: dringen zum Beispiel die Mitarbeiter der Mine unerlaubt auf seinem Land ein, so werden nicht etwa diese verhaftet, sondern im Nu ist der Spieß umgedreht und Miguel hat ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt am Hals.

„Leg’ Dich nicht mit uns an“, lautet die deutliche Botschaft, die Miguel von der Mine und ihren Sicherheitskräften immer wieder erhält. Und in der Tat haben andere Bauernführer wie er schon mit dem Leben dafür bezahlt, dass sie sich der Mine allzu offensiv in den Weg gestellt haben. Von Angst aber will Miguel nichts hören: „Ich fürchte den Tod nicht, denn sterben müssen wir alle irgendwann. Das einzige, wovor wir Menschen uns fürchten sollten, ist Gottes gerechtes Urteil über uns.“

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