Wandern zwischen den Welten....

25.01.08

Marco

Marco Arana zückt seine digitale Spiegelreflexkamera, fotografiert den Spion des Unternehmens, der uns seit einer halben Stunde mit seinem Pick-Up-Truck verfolgt und ein Bild nach dem anderen von uns knipst.
Es sieht aus wie ein Duell, wie er da den vom Unternehmen beauftragten Spitzel abfotografiert und dieser gleichzeitig seine Kamera auf Marco richtet. „So lange wir nur mit Kameras aufeinander losgehen, kann das wie ein albernes Spiel wirken. Doch ich weiß, dass dieser Mann dort nicht nur eine Kamera bei sich trägt, sondern auch eine Waffe. Wann wird er wohl diese auf mich richten?“

Marco Arana ist der Erzfeind der Goldmine Yanacocha. Als Priester hat er eine enge und vertrauensvolle Verbindung zu den Menschen, die in den Dorfgemeinschaften in der Nähe der Mine leben und tagtäglich mit dem Unternehmen und seinen Machenschaften konfrontiert sind.

Viele Bauern werden von Marco’s NGO Grufides juristisch beraten, weil sie ihr Land zu einem viel zu niedrigen Preis an die Goldmine verkauft haben, weil das Unternehmen den Bauern, die sich seiner Politik widersetzen, irgendwelche fadenscheinigen Gerichtsverfahren an den Hals hängt, weil das Unternehmen Wasserkanäle und Quellen für sich und seine Produktion beansprucht, ohne auf die Bedürfnisse der Bevölkerung Rücksicht zu nehmen.

Der engagierte Priester ist dem Unternehmen ein steter Dorn im Auge – nicht nur informiert er die Bauern über Ausweitungspläne der Mine, über Konzessionen und Abbaupläne, über ökologische Auswirkungen und soziale Begleiterscheinungen, er ist auch national und international bestens mit anderen Bergbaukritikern vernetzt, unterhält Kontakte zu Politikern, zu Menschenrechtlern, zu Umweltschützern, Wissenschaftlern und Journalisten auf der ganzen Welt.

Das Unternehmen tut deshalb auch alles, um seinen Ruf zu schädigen und seine Arbeit in Misskredit zu bringen. „Erst haben sie versucht, mich zu bestechen, als das nicht funktionierte, haben sie mich verleumdet. Sie nennen mich Aufwiegler, Terrorist, Drogenhändler, Frauenheld.“ Doch letztlich hat das Unternehmen mit seinen Schmutzkampagnen nur das Gegenteil erreicht. Mögen die lokalen und nationalen Medien auch noch so korrupt sein und die übelsten Dinge über Marco berichten – die ausländischen Journalisten von New York Times über BBC und Le Monde Diplomatique lassen sich von so plumper und parteiischer Berichterstattung nicht blenden.

Marco steht seit Jahren im Zentrum der Aufmerksamkeit und hinter ihm stehen Hunderte von Bauern, die sich von der Mine betrogen und bedroht fühlen. Sie sehen in ihm die einzige wahre Stütze zur Verteidigung ihrer Rechte, den einzigen verlässlichen Ansprechpartner, um Fragen zu klären, Informationen und Beratung zu erhalten.

Das Unternehmen dagegen sieht in als einen seiner gefährlichsten Gegner. Die ausländische Presse feiert ihn als Helden. Und er – wie sieht er selbst sich? Seine Stimme klingt resigniert, als er von dem Auftrag spricht, den Gott ihm auferlegt hat. Es ist ein schweres Kreuz, das er zu tragen hat, und er selbst hätte es sich freiwillig nicht ausgesucht. Und dennoch ist er mit ganzem Herzen dabei. „Aufgeben? Nein, das habe ich nie in Erwägung gezogen!“

Labels: , , ,


 
Counter