Meine zwölf Highlights 2006
Ein weiteres Jahr geht seinem Ende entgegen und während meiner langen Reise von Lima nach Weikersheim habe ich Zeit, meine Gedanken zurückschweifen zu lassen. 2006 – was war da noch ???
Da ist im Januar zunächst mal die Geburt meines Neffen Jonas. Ich weiß noch gut, wie ich in Lima in meinem Wohnzimmer stand, den Blick über die Dächer von Miraflores schweifen ließ, als mein Bruder mich aus Dubai anrief und mir ganz aufgeregt von der Geburt seines Sohnes Jonas erzählte. Der Familiennachwuchs hatte es eilig, auf diese Welt zu kommen, und kaum war er da, setzte das eine regelrechte Pilgerbewegung von West nach Ost in Gang, denn alle wollten den kleinen Neuankömmling möglichst schnell begrüßen. Von Lima nach Dubai ist’s aber doch eine Ecke, so dass ich Jonas erst im Mai kennenlerne. Da kann er dann auch schon ganz breit grinsen :-)
Jobmäßig steht die erste Jahreshälfte ganz im Zeichen der Medien – erst habe ich einen Hörfunk- journalisten zu Gast, der eine Reportage zur peruanischen Stadt La Oroya macht, die den traurigen Rekord hält, zu den zehn verschmutztesten Städten auf der ganzen Welt zu gehören.
Zwischen den Journalisten sind Ruth, Hans und Johanna in Lima zu Besuch und es ist schön, meine Welt auf der anderen Seite des Atlantiks diesen für mich so wichtigen Menschen zeigen zu können. Lima durch die Augen von Besuchern zu betrachten, ist für mich immer wieder spannend, weil ich dann wieder Dinge wahrnehme, die mir im Alltag schon gar nicht mehr auffallen – das Chaos auf den Straßen, der Großstadtdschungel, die vergitterten Häuser, die ungeheure Vielfalt an Fisch, Meeresfrüchten, Obst und anderen Leckereien, das stete Gehupe, der krasse Reichtum in manchen Vierteln, der kontrastiert mit der Armut in weiten Teilen Limas .... und und und.....
Der Besucherstrom hält an und im April kommen Hedwig und Mathias zu Besuch. Die beste Freundin meiner Mutter zu Gast in Lima zu haben, ist fast ein bißchen, als käme mich meine Mum besuchen.... die beiden genießen ihre Reise durch Peru von Anfang bis Ende von ganzem Herzen und verblüffen mich mit ihrer uneingeschränkten Begeisterung für dieses Land, seine kulturellen Schätze und seine liebenswerten Menschen... Von Kulturschock keine Spur, nur große, offene Augen, Staunen und Begeisterung!
Im Mai fliege ich mit peruanischen Gästen nach Deutschland, wo wir in Berlin und Brüssel Gespräche mit Parlamentariern führen – es geht auch hier mal wieder um's Thema Rohstoffe, die Europäischen Handelsabkommen und internationale Arbeits- und Umweltstandards für globa operierende Unternehmen.Der Katholikentag, bei dem auch Gäste aus anderen Kontinenten zum Thema Bergbau berichteten, öffnet mir den Blick dafür, wie ähnlich die Problemlagen in vielen ressourcenreichen Ländern wie Peru, Guatemala, Ghana oder Indonesien sind...
Im August habe ich Besuch von meiner Freundin Diana, die ihren kleinen Sohn Felix zu Hause zurückläßt um drei Wochen lang mit mir durch Peru zu reisen und (dies war allerdings nicht so geplant....) mir im schwierigsten Moment des Jahres zur Seite zu stehen. Das Schicksal meint es sehr gut mit mir als es dafür sorgt, dass Diana just in dieser schwierigen Zeit bei mir ist. Und das Schicksal meint es doppelt gut mit mir, als sich rausstellt, dass die Krebsdiagnose, die man mir gestellt hatte, eine Fehldiagnose ist!
Im Oktober organisiere ich für eine kleine Spendergruppe von Misereor eine Projektreise durch Peru und die Begegnung mit diesen engagierten, kritischen, weltoffenen und interessierten Menschen gehört sowohl auf der beruflichen als auch auf der persönlichen Ebene zu den herausragenden Erlebnissen des Jahres!
Beruflich bin ich weiter mit dem Bergbau-Thema zu Gange und kann hier vor Jahresende noch zwei wichtige Events abschließen: zum einen eine Bergbaurunde mit Vertretern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum Thema Bergbau in Peru, in der es uns gelingt, ein bißchen Bewußtseinsbildung zu betreiben, zum anderen eine Fortbildung in Konfliktmanagement, die sich über 4 Monate erstreckt und für viele unserer Partner ein wichtiger Ort des Austauschs und der Orientierung zu sozialen Konflikten, insbesondere in Bergbauregionen ist. 
Ich schaue also voller Spannung und Neugier auf’s neue Jahr. Und voller Demut - denn das wurde mir dieses Jahr so deutlich wie nie zuvor: alles, was wir in unseren Köpfen an Plänen für die Zukunft schmieden, kann sich innerhalb weniger Momente in Schall und Rauch verwandeln. Und dann kommt vielleicht alles ganz, ganz anders, als gedacht... in diesem Sinne mache ich für 2007 weniger Pläne und konzentriere mich mehr auf’s Leben im Hier und Jetzt und Heute.....
