Wandern zwischen den Welten....

09.10.06

Gemeinsam mit Spendern durch Peru

"Spender" sind eine ganz besondere Spezies Mensch: weltoffen, interessiert, sozial engagiert, bewusst, idealistisch und zugleich kritisch, gebildet ohne überheblich zu sein, nachdenklich, ohne den Frohsinn zu verlieren... das jedenfalls ist das Bild von der Spezies "Spender", das ich mir in den letzten Wochen machen konnte.

Bei unserer gemeinsamen Besuchsreise durch verschiedene Misereor-Projekte in Peru habe ich Menschen kennengelernt, die seit vielen Jahren regelmaessig und mit grossem Engagement für Misereor Spenden sammeln und sich in der Bildungsarbeit in Deutschland engagieren, indem sie Vorträge halten, Basare organisieren oder in ihren Kirchengemeinden fuer Unterstützung werben.

Insgesamt bestand unsere Reisegruppe aus 13 Personen, darunter fünf LehrerInnen, zwei Hausfrauen, zwei Theologiestudenten, zwei Soziologen, ein Zahnarzt, dazu wir Begleitpersonen von Misereor. Es ist wohl kein Zufall, dass alle diese Menschen ein hohes Bildungsniveau haben, dass sie sich den Werten der christlichen Kirche sehr verbunden fühlen und - leider auch das - dass die meisten von ihnen die 50 Jahre schon überschritten haben. Die Jugend ist für diese beharrliche und kontinuierliche Art von Engagement offenbar nur schwer zu begeistern...

Auf unserer zweiwöchigen Reise haben wir verschiedene Misereor-Projekte besucht, angefangen von Stadtentwicklungsprojekten in den Armensiedlungen von Lima...

weiter zu einem Strassenkinderprojekt in Cusco....

sowie einem Projekt fuer "verantwortlichen Tourismus" in der Comunidad de Qollanta

bis hin zu Integralen Laendlichen Entwicklungsprojekten in Yauri und Puno.

Wir haben uns mit der schwierigen Situation der katholischen Kirche in Peru beschäftigt, mit Fragen der Korruption, Rassismus und Diskriminierung. Wir haben das, was die Weltmeisterschaft uns gelehrt hat, auf kleinerer Ebene umgesetzt und den Fußball als Instrument zur Völkerverständigung genutzt...

.... wir haben die faszinierenden Landschaften Perus bewundert...

...und auch die köstliche peruanische Küche nicht verschmäht...

Zwischen den vielen Gesprächen, Austauschrunden und Projektbesuchen gab es außerdem - quasi als Kontrastprogramm - einen hocheleganten Empfang in der Deutschen Botschaft anlässlich des Tages der deutschen Einheit, den oblitagorischen Besuch der "Ruinen" von Macchu Picchu...

und ein erholsamen Bad in den heissen Thermalquellen von Lares.

Die Gruppe hat mich von Anfang an total begeistert: so nette Menschen!, weltoffen, unkompliziert, engagiert und interessiert... das berühmte Schwarze Schaf der Gruppe hatte offenbar die Anmeldung verpennt, jedenfalls war die Gruppe uneingeschränkt sympathisch und selbst die nicht ausbleibenden Ausfallerscheinungen in den Höhen der Anden wie Durchfall, Kopfschmerzen und Grippeattacken wurden mit Humor und einem Augenzwinkern ertragen!

Über die rein zwischenmenschlichen Freuden hinaus hat diese Reise mit der Gruppe mir auch wieder einmal neu den Blick für den Sinn und Wert unserer Arbeit hier geöffnet. Das war fuer mich die schönste Erfahrung dieser Reise, denn nach eineinhalb Jahren in Peru und einem intensiven Blick hinter die Kulissen der Entwicklungszusammenarbeit hatte mich inzwischen schon auch des öfteren mal der Frust gepackt angesichts von Misswirtschaft, hohler Entwicklungsphrasendrescherei und ausbleibenden Wirkungen unserer Arbeit.

Jetzt - im Zusammensein mit dieser Gruppe, deren Begeisterung fuer die Arbeit von Misereor auch wieder neu auf mich übergesprungen ist - habe ich die schönen und positiven Seiten unserer Arbeit mal wieder ganz hautnah erlebt und kann mit neu erwachtem Nachdruck und Enthusiasmus sagen: Ja, die Arbeit, die Misereor hier macht, ist gut und sinnvoll! Fast bin ich gerade ein bisschen stolz darauf, Teil dieser Organisation zu sein, die sich das utopische, aber ehrenhafte Ziel gesteckt hat, die Armut zu bekämpfen, die Stimme der Stimmlosen hörbar zu machen, der Welt mit ihren häufig rein materialistischen Werten ein anderes Entwicklungsmodell entgegenzuhalten. Es sind langsame Prozesse, die da angeschoben werden, und kleine Erfolge, die zu verzeichnen sind, aber es lohnt sich dennoch, diesen Weg zu gehen. Nicht nur für die sogennanten "Zielgruppen", die von den Projekten profitieren, sondern für uns alle, die wir - egal wo auf der Welt - nicht aufhören wollen, von einer gerechteren Welt zu träumen..

Labels: ,


 
Counter