Wandern zwischen den Welten....

10.02.08

Juhuu – wir kriegen ein Umweltministerium!!!

Als Perus Staatspräsident Alan García am 20.12.2007 verkündete, dass die Regierung ein Umweltministerium einrichten würde, bin ich vor Freude tanzend durch die Wohnung gehüpft und fand das für alle Umweltschützer, besorgten Bergbaukritiker und Klimawächter ein super Weihnachtsgeschenk! Wie lange hatten wir genau dafür plädiert, argumentiert, gestritten und gekämpft... Meine Mailbox quoll über von begeisterten Nachrichten von meinen von der Regierung gerne als "Ökoterroristen verunglimpften Freunden und Kollegen.

Inzwischen ist die Euphorie breiter Ernüchterung gewichen. Inzwischen wissen wir nämlich, dass Alan García nicht wirklich im Sinn hat, die Umwelt zu schützen, sondern nur einer Klausel Genüge tun will, die im Anhang des umfangreichen Freihandelsabkommens mit den USA formuliert ist. Man mag von dem Freihandelsabkommen halten, was man will, aber für die peruanische Umwelt könnte es mit all seinen Auflagen in mancherlei Hinsicht einen richtigen Fortschritt bedeuten… wenn es denn einen politischen Willen gäbe, diese Auflagen auch mit Inhalt zu füllen. Doch es gibt scheinbar nichts, was Alan García ferner liegt…

Die Konzeption zur Schaffung des Umweltministeriums soll nun in lächerlichen 20 Tagen aus dem Boden gestampft werden, unter konsequenter Nichtbeachtung aller bereits auf dem Tisch liegenden Vorschläge und Empfehlungen. Die dafür einberufene Arbeitsgruppe zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass die meisten Mitglieder treue Apristas sind, das heißt, der APRA, der Partei des Präsidenten angehören. Die wenigsten bringen eine fundierte fachliche Expertise mit. Dem Leiter der Arbeitsgruppe sagt man nach, dass er sein einst sehr ausgeprägtes ökologisches Bewußtsein abgestellt habe, seit diverse Bergbauunternehmen ihm gutbezahlte Jobs verschaffen und ihn mit Geld für seine Fernsehsendung (und vermutlich nicht nur dafür) versorgen…

Ohnehin wurde bereits angekündigt, dass die aus Umweltperspektive kritischsten Themen nicht vom Umweltministerium bearbeitet werden sollen: so wurde die Umweltaufsicht für den gesamten Forstbereich vor Schaffung des Ministeriums eben mal im Landwirtschaftsministerium umgesiedelt.

Für den Fischfang soll eine eigene Institution zuständig sein und die Umweltaspekte des konfliktiven Bergbaus bleiben im Bergbauministerium, wo sie ja auch bisher angesiedelt waren (und geflissentlich unter den Tisch fielen…).

Wozu dann der ganze Aufstand, fragt man sich?
Wozu die ganzen Ausgaben, ein bürokratischer Apparat, der kaum echte Kompetenzen hat?
Um den Schein zu wahren und die Investitionen weiter anzukurbeln?
Um dem Modethema „Umwelt“ Genüge zu tun, ohne wirklich was zu verändern?
Um zu beweisen, dass Peru ein modernes Land ist, das mit seinen Ressourcen verantwortungsvoll umgeht?

Ich fürchte, meine Kollegen und ich werden noch eine ganze Weile in der Schublade der „Ökoterroristen“ stecken bleiben….

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