Wandern zwischen den Welten....

06.06.08

Lima, la bombardeada…

„Wir Taxifahrer nennen Lima jetzt „die Bombardierte“, weil wir von einem Loch zum nächsten fahren“. Mein Taxifahrer Bernardino bringt’s mal wieder ohne große Umschweife auf den Punkt! Denn in der Tat schaut die Stadt seit Wochen aus wie nach einem Bombenangriff: Sämtliche Straßen sind aufgerissen, überall stößt man auf Schranken, man fährt von Umleitung zu Umleitung, und es kann passieren, dass man nach endlosem Herumkreisen irgendwann müde und frustriert wieder dort landet, wo man dem ersten Umleitungsschild gefolgt war.

Die Nerven von Hunderten und Tausenden von Limeños liegen blank – zum einen, weil die ohnehin schon nervenaufreibende Transportfrage in Lima nun um noch eine Herausforderung angereichert ist, zum anderen, weil in viele kleine Nebenstraßen (wie z.B. auch vor unserer Haustür in der Prolongación Arenales) der Verkehr der großen Avenidas umgeleitet wird. Das ist, als würde mal eben die A3 Köln – Frankfurt an Deiner Haustür vorbeigeleitet!

So wälzt sich nun an meiner Wohnung von morgens 5 Uhr bis spät in die Nacht eine nicht enden wollende Blechlawine vorbei – Busse, Kleinbusse, Taxis, Privatfahrzeuge… der ganze Verkehr der Avenida Arequipa, eine der Hauptadern Limas, verpestet die Luft und hupt, dröhnt und scheppert direkt vor unseren Fenstern. an unserem Haus vorbei. Und das nun schon seit 6 Wochen!!!

Anlass für die Grundsanierung sämtlicher Straßen ist der für November anberaumte APEC-Gipfel, zu dem Staats- und Regierungschefs aus den Pazifik-Anreiner-Ländern nach Lima kommen, um die wirtschaftlichen Kooperationen auszubauen. Da will man doch nicht mit Schlaglöchern und holprigen Pisten aufwarten!!! Dass mitten in all diese Straßenbaumaßnahmen auch der EU-Lateinamerika-Gipfel Mitte Mai fiel, störte die peruanische Regierung dagegen offenbar gar nicht. Die Europäer winkten ja auch nicht mit fetten Wirtschaftsabkommen, sondern wollten mit den Latinos so unangenehme Themen wie Armutsbekämpfung, soziale Gerechtigkeit und Klimawandel diskutieren. Vielleicht hatte die peruanische Regierung mit ihrer „Bombardierungsstrategie“ ja insgeheim gehofft, den einen oder anderen Staatschef schon auf dem Weg vom Flughafen in’s Zentrum von Lima abschütteln zu können….

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