Wandern zwischen den Welten....

12.06.07

Bergbauprojekt Majaz – Segen oder Fluch für Huancabamba?

Staubwolken umhüllen den schweren, allradbetriebenen Pickup-Truck, während wir durch die trockene Wüste Piuras fahren. Die geteerte Straße haben wir seit einer halben Stunde hinter uns gelassen, vor uns liegen noch gut 5 Stunden auf holpriger Piste. Die Landschaft präsentiert sich zunächst noch graugelb und trocken, je höher wir uns die Anden hinaufarbeiten, um so feuchter und grüner wird es, um so matschiger aber auch die schmale Piste und um so flauer das Gefühl in meiner Magengrube beim Anblick des steil neben uns abfallenden Hangs.

Wir sind unterwegs von Chulucanas nach Huancabamba, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Piura und gleichzeitig eine der ärmsten Gegenden im Norden Perus. Um nach Huancabamba zu kommen, arbeiten wir uns von knapp über Meeresniveau hinauf auf über 3000 m Höhe und fahren dann wieder hinab in ein fruchtbares Tal, auf etwa 1900 m über dem Meer. Am Wegrand liegen vereinzelte Weiler, kleine Gehöfte, ärmliche Lehmhäuser mit provisorisch zusammengezimmerten Türen. Das Tiefland Piuras ist heiß, trocken und staubig. In den Höhen der Anden ist die Vegetation üppig durch den häufigen Regen, es kann aber auch bitter kalt werden, vor allem in den Wintermonaten von Juni bis August. Das Land ist fruchtbar, aber die Leute sind arm. Meist leben sie von der Landwirtschaft, bauen Mais und Kartoffeln an, wie ihre Großväter das auch getan haben, immer das gleiche, Jahr für Jahr. Gewonheiten zu verändern ist schwer, auch wenn es noch so sinnvoll wäre...

Huancabamba ist ein Städtchen mit knapp 20.000 Einwohnern. Es mutet friedlich an, wie es da so malerisch im Talkessel unter uns liegt. Doch seit das Bergbauunternehmen Majaz S.A., eine peruanische Tochterfirma eines inzwischen in chinesischer Hand befindlichen Bergbauunternehmens, seine Explorationsarbeiten in der Gegend aufgenommen hat und dort mit dem „Projekt Rioblanco“ in den nächsten 20-30 Jahren 220.000 Tonnen Kupferessenz pro Jahr abbauen will, ist es mit dem Frieden in Huancabamba und den benachbarten Provinzen vorbei.

Durch die Bevölkerung geht ein tiefer Riss: Die einen werden mit dem Begriff „ambientalistas“ (Umweltschützer) zusammengefasst und vertreten das Lager der Minengegner. Die anderen schimpft man die „mineros“, diejenigen also, die die Mine befürworten und sich (laut ihrer Argumentation) einsetzen für Investition und Fortschritt und dafür (laut Argumentation der ambientalistas) traditionelle kulturelle Werte und die Umwelt zu opfern bereit sind. So die argumentativ sehr verkürzte schwarz-weiß-Sicht der Dinge. Die Realität hingegen ist – wie so oft – viel komplexer und läßt sich nicht in ein bis zwei plakativen Phrasen zusammenfassen....

Der Streit zwischen den zwei Lagern existiert nicht nur in den Köpfen der Menschen, er manifestiert sich auch sofort beim Blick auf die Häuserwände in der Region: das Bergbauunernehmen hat vor einigen Wochen mit einer Werbekampagne für das regional wie auch national umstrittene Megaprojekt begonnen und seine Slogans auf Häuserwände, Mauern und Schilder gepinselt: „Rioblanco – die wahre Zukunft der Region Piura“, ist dort zu lesen. „Arm bleiben oder mit dem Kupfer reich werden“ „Rioblanco – damit gewinnst Du, damit gewinnt Piura, damit gewinnt Peru“ „Rioblanco – das Beste, was die Region zu bieten hat“ „Rioblanco ist Fortschriftt – das ist die einzige Wahrheit!“ – dies nur einige der vielen Slogans, die die Häuserwände zieren.

80 Soles zahlt das Unternehmen denen, die ihre Hauswand zur Verfügung stellen, das sind 20 Euro, für viele das täglich Brot für eine ganze Woche. In einer armen Region läßt man sich das nicht so schnell entgehen... Um die notwendige soziale Lizenz der Bevölkerung in der Region zu erhalten, verteilt das Bergbauunternehmen kleine Geschenke, installiet in den armen Gehöften Herde mit Ofenrohren, die weniger Holz verbrauchen und die Hütte nicht mehr mit beißendem Rauch füllen.

Auf der anderen Seite haben Umweltschutz- organisationen, die in einer „Verteidigungsfront für die Entwicklung des Nordens“ organisierten Basis- organisationen und diverse Nichtregierungs- organisationen eine Gegenkampagne initiiert, die ihrerseits die Häuserwände mit dem Spruch „Lüg’ mich nicht an!“ plakatieren. „Die Mine greift uns an und gefährdet unsere Lebensgrundlage“. „Alles nur Lüge“ so die Antwort auf die Rio-Blanco-Lobpreisungen.

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