Wandern zwischen den Welten....

11.09.07

Rustikale Gesundheitsversorgung

Klappernd und holpernd schiebt sich der Pickup-Truck über die auf über 4000 m über dem Meer gelegene Hochebene in den Anden. Vor uns ebenfalls ein Pickup, der ganz offensichtich hoffnungslos überladen ist und es nicht mehr über eine kleine Anhöhe schafft. Die Leute hinten auf der Ladefläche bedeuten uns, ob sie bei uns mitfahren können. 5 Leute kriegen wir bei uns unter, 4 auf der Rückbank, einer auf der Ladefläche. In dem anderen Fahrzeug bleiben immer noch 9 Leute. Unsere Mitfahrer erzählen uns, sie seien unterwegs in ein Dorf, dort hinter der Lagune, um dort ein Impfprogramm sowie ärztliche Untersuchungen durchzuführen.Sie alle arbeiten beim staatlichen Krankenhaus in Huamachuco und opfern jeweils einen Samstag pro Monat ihre Freizeit, um diese rudimentäre Gesundheitsversorgung in den weit von der Stadt entfernten Dörfern zu gewährleisten. Die Medikamente, Instrumente und den Pickup-Truck stellt das Krankenhaus zur Verfügung. Ein Pickup-Truck für 14 Leute... über mehr gelängegängige Fahrzeuge verfügt das Kankenhaus nicht. Nach ca. 30 Minuten kommen wir in dem Caserío an, dem kleinen Weiler ohne Namen. 6 ärmliche Gehöfte, ca 70 Leute wohnen dort, leben fernab von jeglicher Zivilisation, Bauern sind sie, die Erde gibt nicht viel her hier oben.Die gesamte Dorfgemeinschaft hat sich schon in Erwartung des Impfkommandos versammelt. In bunten Kleidern sitzen Frauen, Männer und Kinder vor der Dorfschule und harren der öffentlichen Sprechstunde. Ärzte, Zahnärzte und Krankenschwestern bauen in und vor der Schule ihre „Sprechzimmer“ auf, Spritzen und Arzneimittel werden aus Kartons geholt, und dann beginnt die ärztliche Konsultation. Als Lockmittel werden belegte Brötchen und Coca Cola angeboten, das erhöht den Anreiz, sich dieser Strapaze auszusetzen. Wen die Brötchen nicht locken, den lockt die Neugier. Wenigstens ist mal was los im Dorf!Alle schwangeren Frauen in das Klassenzimmer, der Zahnarzt operiert unter freiem Himmel, auch die Tetanus-Impfungen finden vor den Augen des gesametn Dorfes statt. Im Nu geht die Massenversorgung los. Kleine Kinder schreien beim Anblick der Spritzen, da werden Zähne mit der Zange gezogen und einzelne Tabletten verabreicht.
Keine Betäubung, keine sterilen Geräte, es geht sehr rustikal zu bei dieser Gesundheitskampagne, und doch stellt sie für die kleine Dorfgemeinschaft einen großen Fortschritt dar. „Bist Du der Bruder von dem kleinen Jaime? Sag Deiner Mama, sie soll ihn in 8 Wochen wieder zur Kontrolle hierher bringen“ Artig nickt der Bruder und trottet mit Jaime an der Hand nach Hause. „Am 17. November“, murmelt er dabei unerläßlich vor sich hin, damit er das Datum auch ja nicht vergißt.

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